Big Data in der Science City

In der Landeshauptstadt Salzburg tut sich Großes: Eine ganze „Science City“ ist in Itzling im Entstehen – mit hunderten Forschern, Firmen und viel Zukunft.

https://news.wko.at/news/salzburg/science-city-salzburg.html – 23.10.2018

Salzburg – da fällt vielen Mozart, Barock und Sound of Music ein. Es gilt jedoch den Blick zu schärfen, dass Salzburg einiges mehr zu bieten hat. Die Landeshauptstadt gewinnt auch als Zentrum von Forschung und technologischer Entwicklung deutlich an Profil. Ein wesentlicher Motor dafür ist die Science City in Itzling, Salzburgs neueste Zusammenballung an Forschergeist und Entrepreneurship. „Hier entwickelt sich im Zusammenspiel von Betrieben, Startups, Lehre und Forschung und den bereits bestehenden Labs ein pulsierendes Zentrum für Wissen und Technologie“, erklärt Walter Haas, Chef der Innovations- und Technologie-Agentur des Landes (ITG). Für Siegfried Reich, Geschäftsführer der Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research, ist die Science City neben der FH Salzburg und dem Life Science Park in Lehen rund um die PMU „einer von drei wichtigen Forschungs- und Technologiestandorten im Bundesland Salzburg.“ Man schaffe hier gerade eine funktionierende Forschungs-Wertekette von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis zum Transfer in Unternehmen und in die Öffentlichkeit.

Zusammenarbeit am Standort als Asset

Was vor allem durch vereinte Kräfte möglich wurde: Stadt und Land ziehen in Sachen Science City gemeinsam mit der Universität Salzburg und Playern wie dem Techno-Z an einem Strang. Mit langem Atem hat die Stadtpolitik planerisch die Voraussetzungen rund um das Techno-Z in Itzling vorbereitet. Mit Hilfe der Universität sollte dort zusammenkommen, was zusammengehört: die Konzentration der naturwissenschaftlich-technischen Einrichtungen der Universität an einem Platz. Und das im interessanten Unternehmensumfeld des Techno-Z. Damit verbunden war und ist die Hoffnung, dass durch räumliche und fachliche Nähe und Kooperation vielfältige Innovationen entstehen. Dafür wurden Straßen verlegt, weitere Entwicklungsräume gesichert, neue Gebäude errichtet und kräftig gefördert.

„Was wir hier an Vernetzung lernen, soll auch in andere Uni-Bereiche übertragen werden.“

Prof. Arne Bathke

Das Konzept dürfte aufgehen. „Die wachsende interdisziplinäre Zusammenarbeit ist das Asset auf diesem Standort“, meint Walter Haas. Viele Projekte sind bereits in der Pipeline, alle an den Schnittstellen verschiedener Disziplinen wie Geoinformatik, Materialforschung, Data Science und Informatik. „Die Science City Itzling ist ein Erprobungsraum für wissenschaftliche Vernetzung und Technologietransfer“, sagt Prof. Arne Bathke, Mathematiker, Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Salzburg und Begründer des Master-Studiengangs „Data Science“: „Was wir hier an Vernetzung lernen, soll auch in andere Uni-Bereiche übertragen werden.“

Tatsächlich kommen in Itzling rund um das Techno-Z einige hochinteressante Puzzle-Steine zusammen, die mehr und mehr ein rundes Bild ergeben.

Materialforschung bis zum Kleinsten: Univ.-Prof. Nicola Hüsing präsentierte im Vorjahr erstmals das neue Elektronenmikroskop. Links Walter Haas von der ITG, rechts Prof. Oliver Diwald.
© Neumayr Materialforschung bis zum Kleinsten: Univ.-Prof. Nicola Hüsing präsentierte im Vorjahr erstmals das neue Elektronenmikroskop. Links Walter Haas von der ITG, rechts Prof. Oliver Diwald.
Etwa der Zukunftsbereich Materialforschung: Im Herbst 2017 wurde das neue 25 Mill. € teure Laborgebäude des Fachbereichs „Chemie und Physik der Materialien“ eröffnet – in direkter Nachbarschaft zum Techno-Z. Die Uni investierte, Stadt und Land förderten kräftig mit: Heute nutzen das 6.500 m2 große Laborgebäude täglich rund hundert 100 Mitarbeiter des Fachbereichs „Chemie und Physik der Materialien“. Dazu gesellen sich 450 Studenten der Ingenieur- und Materialwissenschaften sowie jene des internationalen Masterstudiengangs Chemistry and Physics of Materials. Materialforschung ist ein absoluter Zukunftsbereich: im neuen Laborgebäude ermöglicht ein 1,2 Mill. € teures Transmissionselektronenmikroskops Materialforschungen bis auf die atomare Ebene. Das Interesse der Industrie ist dementsprechend groß.

Big Data in der Science City

Die Computerwissenschaften sind bereits seit den 90er Jahren im Techno-Z angesiedelt. Eng ist die Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Informatik-Absolventen sind in Zeiten der Digitalisierung dementsprechend stark nachgefragt. Und auch hier wird bereits interdisziplinär gearbeitet. Etwa beim Masterstudiengang Data Science, der Mathematik und Statistik (Naturwissenschaften) und Informatik zusammenbringt.

Derzeit studieren am Masterstudiengang 80 Studenten aus ganz Österreich „Big Data“. Die Unternehmen reißen sich um die Daten-Experten, berichtet Arne Bathke, der ein Netzwerk von 25 Unternehmen rund um „Data Science“ aufgebaut hat, mit dabei die Spitzenbetriebe im Bereich Informatik in Salzburg. Mit dem Informatiker Christian Borgelt wird demnächst eine Stiftungsprofessur für Data Science besetzt. Es zählt die Interdisziplinarität: Die Professur ist zu 50% auf Computerwissenschaften und Mathematik-Institut aufgeteilt. Arne Bathke: „Wir suchen bewusst Leute, die sich vernetzen wollen“. Sein Wunsch für die Science City: Das Areal sollte noch größer werden und mittelfristig zu einem richtigen Campus ausgebaut werden.

© Neumayr

Die Science City Itzling ist eine Erprobungsraum für wissenschaftliche Vernetzung und Technologietransfer.

Prof. Arne Bathke

Geoinformatische Entdeckungsreisen

Erfahrung mit der Wissensvermittlung an Jugendliche hat bereits Prof. Josef Strobl, Leiter des Fachbereich Geoinformatik Z_GIS. Er hat 2016 das iDEASLab am Techno-Z eröffnet, um die Zukunftstechnologie Geo-Informatik unter die Leute zu bringen. „Wir wollen Schülern geoinformatische Entdeckungsreisen bieten“, sagt Strobl. Das iDEAS Lab ist aber auch Schnittstelle zu Unternehmen und Startups, macht Öffentlichkeitsarbeit und ist „Research Lab“. Der interfakultäre Fachbereich Geoinformatik Z_GIS – mit rd. hundert Forschern einer der größten Wissenschaftseinheiten vor Ort – hat sich längst als interdisziplinäres Kompetenzzentrum in der weltweiten „geospatial community“ etabliert. „Alles, was passiert, passiert irgendwo. Geoinformatik vernetzt diese Orte digital“, macht Prof. Strobl auf die enorme technologische Reichweite des Faches aufmerksam. In Kooperation mit Unternehmen – gleichzeitig laufen immer rd. 30 bis 35 Projekte – wird viel Anwendungsforschung betrieben, mit dabei auch namhafte IT-Unternehmen aus Salzburg. Strobls Fachbereich Geoinformatik wird im Frühjahr 2020 zur Gänze ins Techno-Z übersiedeln, weshalb das Techno-Z dafür erweitert wird. Ein Drittel der hundert Mitarbeiter arbeitet derzeit noch in Freisaal, zwei Drittel bereits im Techno-Z.

Größtes Technologiezentrum Westösterreichs

Was zum Techno-Z führt, eine Tochtergesellschaft des Raiffeisenverbandes. Auch hier werden Ausbaupläne gewälzt. Nicht zuletzt aufgrund der Science City ortet Geschäftsführer Werner Pfeiffenberger eine steigende Nachfrage nach Räumlichkeiten für weitere Firmenansiedlungen: „Einerseits brauchen unsere erfolgreichen Unternehmen mehr Platz, andererseits wollen mehr Unternehmen und Startups ins Techno-Z“, berichtet der Techno-Geschäftsführer, der für die Science City noch viel Potenzial sieht: „Genau so war ja von Anfang an das Techno-Z konzipiert“, erinnert Pfeiffenberger an ein Stück Salzburger Technologiegeschichte. Mittlerweile sind hundert Unternehmen im größten Technologiezentrum Westösterreichs angesiedelt. Ein Kooperationsabkommen zwischen Universität und Techno-Z sichert und verdichtet die weitere Zusammenarbeit an der Science City.

Eine kreative Umgebung fördert die kreative Arbeit. Das Center for Human-Computer Interaction versteht sich als kreatives Forschungszentrum und Digital Lab. Prof. Manfred Tscheligi, Leiter des HCI (2. v. li.), und Forscherinnen und Forscher des HCI.

© Kolarik

Eine kreative Umgebung fördert die kreative Arbeit. Das Center for Human-Computer Interaction versteht sich als kreatives Forschungszentrum und Digital Lab. Prof. Manfred Tscheligi, Leiter des HCI (2. v. li.), und Forscherinnen und Forscher des HCI.

Startup-Look in der HCI-Ideenschmiede

Wie werden in Zukunft Computer, künstliche Intelligenzen und diverse Steuerungen von (selbstfahrenden) Autos, Maschinen oder Roboter mit uns Menschen kommunizieren? Ganz sicher nicht so wie heute, ist sich man sich im Center for Human-Computer Interaction (HCI) der Universität Salzburg sicher. Das Forschungszentrum, seit 2017 im Techno-Z angesiedelt, vermittelt eine recht starken Anmutung von Silicon-Valley-Kultur: bunter Look, offene Bereiche, Rückzugsecken und viel Hightech lassen eher an ein Startup denken. Doch hier wird hier Spitzenforschung betrieben: rund 30 Entwickler und Forscher, von Designern über Informatiker, Psychologen, Pädagogen und Soziologen erproben in dieser bemerkenswerten Ideenschmiede, wie menschliche Sinne und Kommunikation mit den digitalen Welten zusammenwachsen können – natürlich in vielen Kooperationen mit Unternehmen, etwa aus dem Automotive-Bereich, und mit den Forschern vor Ort, zum Beispiel aus den Materialwissenschaften. „Ein Beispiel dazu ist etwa ein Tisch aus bestimmten Materialien, die auf die Emotionen der am Tisch Sitzenden reagieren“, erläutert der international anerkannte Fachmann für die Interaktion von Computern und Menschen, Prof. Manfred Tscheligi, Leiter des HCI.

Alle Uni-Einrichtungen am Standort zusammen bilden übrigens den „Science and Technology Hub“ (SciTecHub), der von Tscheligi koordiniert wird. „Die Science City und der Hub sind kein virtuelles Konstrukt, sondern konkret verortet.“ An der Science City gebe es ein reichhaltiges Mosaik an Fähigkeiten. Jetzt gehe es darum, die Potentiale für gemeinsame Projekte und Themen zu entwickeln, die Leuchtkraft entwickeln. Tscheligi: „Wir wollen interdisziplinär vor allem Zukunftsthemen adressieren, die uns in der Gesellschaft künftig beeinflussen.“

Wir tun uns zusammen, um neue Leuchtturmprojekte für ganz Salzburg zu schaffen

Siegfried Reich, Salzburg Research

Mehr Schlagkraft für Leuchtturmprojekte

Gemeinsame Projekte gibt es auch mit der Salzburg Research – ein weiterer Edelstein unter den Forschungsinstituten Salzburgs mit 70 Forschern, fünf Mill. € Umsatz und einer breiten Kompetenz rund um digitale Techniken. „Digitalisierung liegt seit 20 Jahren in unserer DNA“ erklärt Siegfried Reich, Geschäftsführer der landeseigenen Forschungsgesellschaft, die aufgrund ihrer großen Forschungsbandbreite Kooperationen mit eigentlich allen Playern am Standort Salzburg (und darüber hinaus) aufgebaut hat. HCI, die Sportwissenschaften der Universität, internationale Partner, namhafte Unternehmen und die Salzburg Research starten zum Beispiel im November „Digital Motion“, ein Comet-Projekt, in dem es um die digitale Durchdringung von Bewegung und Sport geht. Vor kurzem wurde außerdem das Digitale Transferzentrum mit der FH Salzburg ausgerollt, das KMU Wissen und Forschungsergebnisse zur Digitalisierung nahebringen soll. „Wir tun uns zusammen, um bei einem Thema mehr Schlagkraft zu bekommen“, erzählt Reich: „Und um in der Science City neue Leuchturmprojekte für ganz Salzburg zu schaffen“.

Bürgermeister Harald Preuner

© Helge Kirchberger

Wir setzen Impulse für eine prosperierende Entwicklung.

Bürgermeister Harald Preuner

Platz für Doppler-Effekte

Tatsächlich entwickelt die Science City bereits jetzt einige Strahlkraft. Doch ist Platz für mehr? „Die Science City Itzling ist mit ihrem Mix aus Unternehmen und Forschungseinheiten ein innovativer Standort geworden, weshalb wir hier als Stadt kontinuierlich Impulse für eine prosperierende Weiterentwicklung setzen“, betont Bürgermeister Harald Preuner. Eine mittelfristige Perspektive tut sich auf: Ein möglicher Ankauf der Grundstücke der Postbus AG und der Post AG mit zusammen rund 27.000 Quadratmetern. Für eine künftige Nutzung wurde die Widmung als Gewerbegebiet mit Fokus auf Forschung und Wissenschaft fixiert. Ebenfalls mittelfristig geplant ist eine Verbesserung der Freiraumgestaltung im Bereich Science City und Techno-Z, um eine attraktive Campus-Atmosphäre zu schaffen. Und nicht zuletzt könnte eine S-Bahn-Haltestelle Itzling in der Science-City für eine noch bessere Anbindung und damit weitere Wachstumschancen des Forscher-Standteils sorgen.

Salzburg, Stadt der Musik – und bald noch mehr Stadt der Forschung? Was die Ikone Mozart für Festspiele und Tourismus ist, das könnte Christian Doppler für die Science City und darüber hinaus sein: Vor dem neuen Uni-Gebäude der Materialwissenschaften wacht symbolhaft ein eindrucksvolles Christian-Doppler-Denkmal. Was recht stimmig ist, denn ohne die Forschung des großen Salzburgers wären viele technischen Anwendungen unmöglich, die in der Science City zum Alltag gehören. Kann ja gut sein, dass dereinst ähnlich Bahnbrechendes aus der Science City kommt wie die Entdeckung des Doppler-Effekts.

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